Der rätselhafte Tod der Sinologin Violetta

Unfallopfer wirft Uni-Gutachter Parteilichkeit vor

Orthopäde Günter Holzgartner kündigt nach ergebnisloser Eingabe im Landtag nun zivilrechtliche Schritte an

Von Markus Wagner

Erding/München – Der Erdinger Orthopäde Günter Holzgartner wirft Professor Wolfgang Eisenmenger , Ordinarius für Rechtsmedizin an der Münchner Ludwig-Maximillians-Universität, vor, Gefälligkeitsgutachten zu erstellen. Eine von Holzgartner angestrengte Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Eisenmenger und eine Eingabe im Landtag, die am Mittwoch behandelt wurde, verliefen aus formalen Gründen ergebnislos.

„Inhaltlich sind unsere Sympathien mit Ihnen, nur formal sind wir nicht zuständig“, sagte Dorle Baumann, Vorsitzende im Hochschulausschuss des Landtages am Mittwoch Morgen. Das fragliche Gutachten sei eine private Expertise, die Eisenmenger nicht in seiner Funktion als Professor der Münchner Universität erstellt habe. Deshalb sei der Hochschulausschuss nicht zuständig.
Erstaunt zeigte sich Holzgartner, dass seine Eingabe im Landtag im Hochschulausschuss, und nicht im Rechtsausschuss an den er sich ursprünglich gewandt hatte, behandelt wurde. Auslöser des umstrittenen Gutachtens ist ein Unfall, in den Holzgartner am 16. Februar 1996 verwickelt wurde. Ein entgegenkommendes Fahrzeug war bei einem Überholversuch mit dem wagen des Orthopäden in Finsing zusammengestoßen. Der Unfallfahrer hatte, so Holzgartner, einen Alkoholpegel von 2,8 Promille. Der Erdinger Arzt erlitt nach eigener Aussage bei dem Unfall zwei Rippenbrüche und ein Schleudertrauma.
Die Versicherung des Unfallfahrers, die HUK-Coburg, gab bei Professor Eisenmenger ein Unfallgutachten in Auftrag. In diesem Gutachten erklärte der Ordinarius des Instituts für Rechtsmedizin, dass die Verletzungen Holzgartners „unfallbedingt nicht erklärt werden“ können. So sei die Schulterverletzung „ in Anbetracht des Alters von Herrn Dr. Holzgartner schon eher als degenerativ bzw. verschleißbedinge Erkrankung“ zu erklären, so der Text im Gutachten. Die Beschwerden Holzgartners im Wirbelsäulenbereich seien möglicherweise „aufgrund alltäglicher evt. beruflicher Belastungen bzw. Überanstrengungen“ zustande gekommen.
                      „Schlampige Gutachten“
Der heute 66-jährige Holzgartner empört sich: „Ich wurde als Simulant hingestellt. Aber Professor Eisenmenger ist wegen seiner schlampigen Gutachten bei der Verbraucherschutzorganisation David in Mannheim bereits bekannt.“ Im Gutachten seien, neben vielen Kleinigkeiten, wichtige Details wie die Berechnete Geschwindigkeit oder die Unfallskizze fehlerhaft, so Holzgartner. Der Erdinger Mediziner beklagt, dass sich gegen den renommierten Ordinarius kaum Gegengutachter findet: „In Bayerischen hat Eisenmenger so eine Macht, dass er alles niederwalzen kann“, sagt Holzgartner. Außerdem trenne Eisenmenger nicht sauber zwischen seinem Universitätsposten und privaten Aufträgen, da seine Expertise für die Versicherung mit dem Briefkopf des Instituts für Rechtsmedizin versehen gewesen sei.
Zwei physikalische Gegengutachten, die Holzgartner in Auftrag gegeben hat, gehen davon aus, dass in der Untersuchung Eisenmengers mit einer viel zu niedrigen Geschwindigkeit gerechnet wurde. Der Orthopäde will sich nun auf dem Wege der Zivilklage Gehör schaffen und sieht dies ganz im Sinne des Gemeinwohls: „ Die Öffentlichkeit muss vor Gutachten geschützt werden, gegen die man keinen Einspruch erheben kann“. Holzgartner: „Viele lassen sich abwimmeln, weil sie denken, der Herr Wissenschaftler ist im Recht, obwohl das ganz unwissenschaftlich ist.“ Ordinarius Eisenmenger Eisenmenger war am Mittwoch für die ENN telefonisch nicht erreichbar.
Erdinger Neueste Nachrichten vom 3. Dez. 1999



eMail: Recherche-Team@gmx.de